Erfahrungsbericht: Mein Austauschjahr in Amerika.

28 Dezember 2012 | | 19 Kommentare
Nun ist es schon wieder ein Jahr her, dass ich aus meinem Auslandsjahr in Amerika zurückgekommen bin und ich denke wirklich oft an die Zeit zurück.
Ich bekomme öfters Mails, ob ich nicht wieder etwas über Amerika schreiben könnte und da ich gerade einen Erfahrungsbericht für meine Austauschorganisation geschrieben habe, möchte ich diesen hier einfach veröffentlichen.
Es ist wirklich alles nur kurz und knapp zusammengefasst und vieles wurde ausgelassen - falls ihr also Fragen zu Amerika oder einem Auslandsjahr an sich habt, stellt sie mir doch hier!


Am 23.8. 2011 flog ich zusammen mit vielen anderen Austauschschülern nach New York zum Orientation Camp und jeder aus meiner Organisation, der dieses Datum hört, weiß, dass diese Woche sehr interessant war und vielleicht noch ein bisschen cooler als bei den Anderen, just saying.

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Schon die Landung in New York machte uns Probleme, denn zuvor hatte es ein Erdbeben gegeben und unser Pilot durfte nicht landen. Also flog er fröhlich durch gefühlte tausend Luftlöcher und während das ganze Flugzeug glücklich bei jedem Loch ‚Huuui!‘ rief, war das nicht der beste Moment in meinem Leben.

Nachdem wir endlich landen durften, ging die Warterei von neuem los, denn jeder Einzelne von uns musste durch die (Zoll)Kontrolle – dabei wird man fotografiert und muss seine Formulare zeigen. Während manche eher grantige Zollmenschen hatten, hat meiner mich lieb angegrinst und meinte „Take care!“ Der peinlichste Moment kam noch, als ein Spürhund an meinem Rucksack anschlug, in dem ich eine Schinkenkäsebrezel verstaut hatte – zum Glück wurde das schnell aufgeklärt. Dann ging es endlich los – mit dem Bus nach New York City!

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Nachdem wir begrüßt wurden, unsere Zimmer bezogen und ein Lunchpaket bekommen hatten, war es bereits dunkel in New York City und viele von uns sind auf der nächsten Bustour durch New York eingeschlafen. Auch meine Erinnerungen daran halten sich in Grenzen, ich erinnere mich aber noch an das bunte Lichtermeer der Stadt. An der Brooklyn Bridge sind wir ausgestiegen und haben ein paar Fotos gemacht.

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Auch die nächsten Tage waren prall gefüllt und wir haben echt viel von New York gesehen. Meine persönlichen Highlights waren das Top of the Rocks (da habe ich sogar meine Höhenangst vergessen), der Central Park (Wer Gossip Girl oder Madagaskar liebt, wird hier fündig), in SoHo wäre ich gern länger geblieben und natürlich Shopping in der 5th Avenue! Das leckerste Essen gab es bei Planet Hollywood und Applebees.
Von dort sind wir mit einer Rikscha durch den Verkehr New Yorks zum Hotel gefahren – echt empfehlenswert! Der Rikschafahrer hat auch an jeder roten Ampel Fotos von uns geknipst. Natürlich durfte auch eine Fahrt im gelben Taxi nicht fehlen.

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Dann kam der fünfte Tag, an dem fast alle Flüge aufgrund der Hurrikane Warnung gecancelt wurden. Es war wie in einem Katastrophenfilm. Wir mussten uns Essen und Trinken für die nächsten zwei Tage kaufen und schon da waren die Straßen um unser Hotel herum total leer. Danach durften auch wir das Hotel nicht mehr verlassen. Zum Glück hatten wir im dritten Stock eine kostenlose Internetverbindung von dem McDonalds um die Ecke entdeckt, wo sich nun alle Austauschschüler mit Laptop und Handy tummelten.
Zwischendurch wurden Gitarren rausgeholt und wir haben alle zusammen gesungen. So wurde es doch nicht so langweilig. Glücklicherweise blieben wir auch vom Hurrikane Irene verschont und konnten am 29.8 endlich in die Flugzeuge zu unserer Gastfamilie steigen.

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Nach zwei langen Flügen kam ich dann mit einer 30 Personen Maschine in Dubuque an, wo ich meine Gastfamilie, mit Smileyballoons bewaffnet, bereits durch das Fenster sehen konnte.
Auch meine Local Representive war da und machte eifrig Fotos von unserer herzlichen Begrüßung.
Neben meinen Gasteltern habe ich noch einen fünfjährigen Gastbruder, der mich auf der Fahrt in mein neues Zuhause zuquatschte. Leider war ich so müde und er redete so schnell, dass ich nur die Hälfte verstand. Das schien ihm aber nichts auszumachen und er hörte nicht mehr auf, bis meine Gastmutter mir mitteilte, dass wir nun zuhause wären und ich doch einfach schlafen gehen soll, was ich dankend annahm.

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Als ich am nächsten Tag aufwachte, hatte meine Gastmutter mir bereits alles Erdenkliche auf den Frühstückstisch gestellt und ging mit mir den Plan für den heutigen Tag durch.
Während ich frühstückte, erzählte sie mir, dass wir gleich zu meiner High School fahren könnten, um meinen Stundenplan festzulegen und mir die Schule anzusehen. Danach wollte sie mir die Stadt zeigen und einkaufen gehen, da sie für den Abend eine ‚Meeting-Party‘ vorbereitet hatte, zu der sie ein paar Mädchen aus meiner neuen Schule und die dänische Austauschschülerin eingeladen hatte.
Ich fand die Idee wirklich süß und es hat echt geholfen, da man so schon ein paar Leute kannte, die mich und die Dänin unter ihre Fittiche nahmen.
Schlussendlich waren es elf Mädchen und zwei Jungs, weil alle uuunbedingt die ‚New Girls in Town‘ sehen wollten. Ich wurde natürlich nach meinem neuen Stundenplan ausgefragt und wir hatten tatsächlich einige Stunden zusammen.
Der Abend war wirklich witzig und die Aufregung wuchs, als alle sich mit „See you in school tomorrow“ verabschiedeten.

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Mein erster Schultag war auch der erste Kindergartentag für meinen Gastbruder Scott.
Total amerikanisch wurden von uns vorab schon einige Bilder gemacht, da die Amis einfach alles dokumentieren.
Dann ging es los zur Schule und ab da hatte ich kaum noch Zeit, um aufgeregt zu sein.

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Am ersten Schultag versammeln sich alle Schüler und Lehrer in der Aula und es wird eine Ansprache gehalten. Außerdem werden Neuerungen vorgestellt und dazu gehörten auch die Dänin und Ich sowie eine weitere Austauschschülerin aus den Niederlanden.

Also mussten wir vor der gesamten Schule auf die Bühne und wurden erst mal ordentlich beklatscht. Das war schon merkwürdig. Danach kannte jeder unsere Namen und unser Heimatland und ich wurde im Flur mit „Hey Germany“ begrüßt.
Es ist ein echter Vorteil, wenn die Schule nicht so groß ist, so bleibt man als Austauschschüler interessant und man findet schnell Anschluss.

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Am Freitag der ersten Schulwoche war ich bei meinem ersten Footballgame und ich muss sagen, ich liebe es! Der Schoolspirit ist wirklich toll, man ist total am Mitfiebern und alle rasten total aus, wenn das Team gewinnt. Und die Spieler sehen auch nicht schlecht aus.
Dazu muss man sagen, dass unsere High School (also die Flying Arrows) wirklich ziemlich gut im Football ist.
2011 haben sie leider nur den zweiten Platz in den State Finals bekommen, aber es wurde sogar im Fernsehen übertragen! Da hab ich richtig den „Arrow’s Pride“ gespürt.
Nach den Spielen ging es mit meinen Freunden immer noch zu A&W, einer Fastfood Kette, wo wir noch gemütlich zusammensaßen und Eis gegessen haben.

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Die beste Schulwoche an der amerikanischen High School ist wohl Homecoming. Jeden Tag gab es ein Motto, zu dem man sich verkleiden konnte und am Samstag fand natürlich der Homecoming Dance statt.
Auch ich wurde von zwei Jungs gefragt, ob ich mit ihnen zum Dance gehen will, allerdings war das ganze Dating an unserer High School so kompliziert, dass ich lieber beiden abgesagt habe, anstatt ihnen noch falsche Hoffnungen zu machen. So rein freundschaftlich hat das bei denen leider nicht funktioniert.
Auf jedenfall bin ich mit meiner Hostmom und ihrer besten Freundin am Wochenende vor dem Dance erst mal Shoppen gefahren. Das ist eine Sache, die ich in Deutschland echt vermisse. Die Läden sind viel cooler und viel günstiger als in Deutschland. Außerdem gibt es echt alles, was man sich nur wünschen kann.

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Am Samstag war endlich der Dance und ich war vorher noch bei einer Freundin. Dort haben wir uns auch fertig gemacht und sind die Anderen abholen gefahren.
Zusammen wurden natürlich erst eifrig Fotos geschossen und danach ging es zu Steve’s Pizza, wo es die beste Taco Pizza überhaupt gibt!

Nach dem Essen ging es zur Schule, wo wieder Fotos gemacht wurden. Vor der Tanzfläche haben alle ihre High Heels ausgezogen und haben barfuß getanzt. Zwischendurch gab es einen Flashmob, wo jeder einen bestimmten Tanz eingeübt hatte.

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Pünktlich um zwölf war die Veranstaltung auch schon wieder zu Ende und wir sind zu einer Freundin nach Hause gefahren. Amerikanische Sleepover sind auch einfach super. Es gab Unmengen Süßigkeiten und wir haben drei Filme geguckt, bis schließlich alle eingeschlafen sind.
Das tat richtig gut, denn unter der Woche konnte man wegen der Schule nicht mehr viel unternehmen.

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Trotzdem sind einige lustige Anekdoten zusammengekommen. Super lustig fanden es meine Amis nämlich, dass Banana ja in Deutsch Banane heißt und meine Freunde wollten von mir nun immer unbedingt den Satz „Ich mag Bananen“ hören.
Ich habe immer noch keine Ahnung, warum das so lustig ist.
Dauernd wurde ich auch gefragt, ob wir denn bestimmte Dinge in Germany haben.
Habt ihr Autos? Habt ihr Mikrowellen? Was, ihr kennt Justin Bieber? Waaaaas, es gibt deutsche Musik und deutsche Filme? Ist Deutschland in Amerika?
Es muss hart sein, sich vorzustellen, dass es noch mehr Kontinente und Länder gibt als ihr geliebtes Amerika.
Das Beste fand ich aber die Frage „Ist Deutsch wie Englisch nur mit anderen Wörtern?“ Zum Glück ist aber nur die Minderheit so unwissend.

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Leider endete mein Austausch früher als erwartet im Krankenhaus. Ich musste aus gesundheitlichen Gründen wieder nach Deutschland. Die Entscheidung war nicht einfach, denn ich hatte Amerika und die Menschen wirklich ins Herz geschlossen.
Rückblickend war es aber das Beste und meine Organisation hat sich wirklich gut darum gekümmert, dass ich schnell nach Hause konnte.

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Jetzt geht es mir wieder gut und auch wenn ich nur ein halbes Jahr da war, es hat mich geprägt, ich habe gut Englisch gelernt und eine zweite Familie und Freunde auf der anderen Seite des Ozeans gefunden. Wir stehen immer noch regelmäßig im Kontakt dank Facebook und E-Mails, und wer weiß, vielleicht fliege ich sie bald wieder besuchen.

Und wie wir wissen, fliege ich ja nun wirklich im Sommer wieder hin :)

Wir wollen perfekt sein, dabei sind wir längst vollkommen.

11 Dezember 2012 | / | 14 Kommentare

Diese Gedanken kamen mir in meinen Kopf und verbanden sich auf eine Art, die ich davor selbst nicht erkannt hatte.
Gerade behandeln wir Goethe in Deutsch. Der Lyriker, der anscheinend auch ziemlich beeinflussbar war. Erst der freie Sturm und Drang, Leidenschaft und Emotionen, alles wurde niedergeschrieben und unverpackt präsentiert.
Dann der Bruch und der Weg zur Klassik. Alles zusammengefasst, verpackt, das in der Klassik unerwünschte herausgenommen und perfektioniert. Gewählte Wortwahl zerstört Leidenschaft.
Und dann wieder Goethe, der den Genius in Shakespeare sieht, der einzige Mensch, der alle Facetten zu einem Ganzen vereinen konnte in seiner Lyrik. Der Vollkommenheit schuf, weil er alles beschrieb.

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Das soll jetzt keineswegs ein Text über Goethe werden, aber die Vorabinformation war notwenig. 
Eigentlich dachte ich an etwas ganz Anderes. Ein Satz schlich sich in meine Gedanken der verknüpft werden wollte. Jeder ist makellos.

Fast jeder Mensch ist unglücklich mit sich selbst, weshalb auch immer. Manch einer hasst seine Nase, ein Anderer seine fehlende Disziplin.
Jeder ist makellos. Die Makel, die wir sehen, haben wir selbst dazu auserwählt, Makel zu sein.
Goethe sagte, wo Gut ist, ist auch Böse. Wo Schönheit ist, ist auch Hässlichkeit.
Dabei ist die Hässlichkeit (der Neid, der Hass) nur in den Köpfen der Menschen verankert, weil wir in einer Welt erzogen wurden, wo diese Gefühle alltäglich sind.
 Das heißt aber nicht, dass wir uns Ihnen beugen müssen.

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Die Gesellschaft hat sich Schönheitsideale erschaffen, perfekte Menschen, nach denen wir streben. Wie Goethe in der Klassik es tat, wurde versucht, alles zu perfektionieren und zu einem Idealbild zusammenzusetzen, welches keiner erreichen kann. Wir sind viel zu facettenreich, um gleich zu sein.



Wir wollen perfekt sein, dabei sind wir längst vollkommen.

Stell dir vor, du würdest sein/aussehen wie dein Idealbild - und alle Anderen auch. 
Dann wäre es langweilig und du würdest anders sein wollen, damit du besonders bist und dich von den Anderen abgrenzen kannst.
Siehst du, was du bist? Etwas Besonderes.
Weil du so bist, wie du bist - und das durch deine 'Makel', die nur eine Facette deines Ganzen sind. 
Lerne sie lieben. Niemand sagt, dass das einfach ist, aber es macht so viel Sinn.

Du entscheidest, was du bist und was du aus deinem Leben machen möchtest.
Und mit einer positiven Einstellung kommt auch Positives zu dir zurück.
Kämpfe für dich.